1. Ereignis (Do., 05. Oktober 1995)
Otmar Sattels Materialperformance mit hefehaltiger Gärflüssigkeit in festverschlossenen Weinflaschen erzeugte im Heizungskeller ein mehrstündiges Konzert knallender Korken und senkrecht herausschießender Fontänen.
2. Ereignis (Do., 26. Oktober 1995)
Mark Formaneks interaktive Videospiele („Luftanhalten“, „Nicht-Blinzeln“, „Kampftrinken“ etc.) im Vorraum mit Kicker funktionierten in geselliger Partyatmosphäre zwischen einem Akteur auf dem Monitor und dem mitspielbereiten Besucher, der seine Kondition an der seines Gegenübers messen wollte.
3. Ereignis (Do., 02. November 1995)
Wolfgang Spanier bezeichnete den ehemaligen Luftschutzkeller mit einer festinstallierten „Gedenk“-Tafel und verlas am Allerseelentag in einem fast einstündigen kontemplativen alphabetischen Vortrag das komplette Vornamenregister aus seinem Familienstammbuch.
4. Ereignis (Do., 16. November 1995)
Claus van Bebber führte unter dem Motto „Übungsraum“ im privaten Musikprobenkeller des Hausmeisters eine vielfältige improvisierte Musikperformance auf – begleitet von Turnübungsfilmen und -tonträgern und musikalischen Intermezzi live und als Konserve, wobei auch alte Demo-Bänder aus dem Kunsthaus-Archiv ihren Einsatz fanden.
5. Ereignis (Do., 30. November 1995)
Stephan Dillemuth hielt in einem ehemaligen Klassenzimmer einen so unterhaltsamen wie tiefgründigen Dia-Vortrag über seinen sehr persönlichen Werdegang vom akademisch ausgebildeten Maler hin zum Organisator ungewöhnlicher Ausstellungen und Veranstaltungen auf der Schnittstelle zwischen Alltag, Kunstbetrieb und Kunst.
6. Ereignis (Do., 14. Dezember 1995
Georg Winter veranstaltete im Vorführraum eine Medienberatung als Vertreter von „Ukiyo Camera Systems“. Er führte exemplarisch einzelne Holzkameras, -videogeräte u. ä. vor, erklärte ihre professionelle Handhabung und referierte in seinem „Empfangsstudio“ über die angemessene innerliche und körperliche Haltung des Konsumenten vor dem Fernsehgerät.
7. Ereignis (Do., 13. Juni 1996, Nachholtermin)
Monika Günther und Ruedi Schill vollführten mit stillen ritualisierten Grabe- und Bauhandlungen auf der Rasenfläche im Vorgarten eine poetische Nacht-Performance – eine Kette von symbolischen, Projektionen auslösenden Einzelbildern, die von kleinen, auf markante Punkte innerhalb des Ensembles gesetzten Blinklichtern illuminiert wurden.
8. Ereignis (Do., 01. Februar 1996)
Boris Nieslony, Initiator von Kommunikationsnetzwerken und „Jour-fixe“-Veranstaltungen, war am Tisch im Caféraum nun selbst der geladene Gast und gestaltete den Abend als ganz persönliches Performance-Experiment: Er inszenierte eine rein sprachliche Selbstdarstellung, eine Grundsatzdiskussion über seine Kunst unter gänzlichem Verzicht auf Anschauungsmaterialien.
9. Ereignis (Do., 22. Februar 1996)
Inge Broska deckte eine lange Tafel mit blütenweißen Tischtüchern und erzeugte in der Küche unter Schweineschlachtgeräuschen auf Tonkonserve mit Hilfe einer alten Wurstmaschine und gewürztem Mett eine 15 m lange Bratwurst, die sie briet und den Anwesenden unter Deklamation von Essenssprüchen „zum Fraß vorwarf“.
10. Ereignis (Do., 07. März 1996)
Wolfgang Hainke zerlegte am Standort des Kunsthauskopierers in einer mehrstündigen Aktion ein Kopiergerät, kopierte die abmontierten Teile auf einer baugleichen „Zwillingsmaschine“ und kopierte wiederum diese Kopien in mehreren Farbdurchläufen auf ca. 60 m Endlospapier, das – als Bodenfries einmal quer durch das Kunsthaus ausgelegt – die ästhetische „Wiedergeburt“ funktionaler Technik repräsentiert.
11. Ereignis (Do., 21. März 1996)
Christian Hasucha organisierte für den Bürgervereinsraum eine Veranstaltung in der Veranstaltung. Er schickte die Besucher einzeln auf eine direkt über dem Sitzungstisch installierte hohe Rampe; von dieser exponierten Stellung aus konnten sie drei Minuten lang ohne direkte Beteiligung der Tagung des Bürgervereins „Gottfried-Wilhelm-Kolonie“ beiwohnen und dabei selbst von den diskutierenden Vereinsmitgliedern in Augenschein genommen werden.
12. Ereignis (Do., 02. Mai 1996)
Christine Biehler inszenierte im hellerleuchten Toilettenraum ein beklemmendes „lebendes Bild“: um eine bäuchlings auf dem Boden einer verschlossenen Toilettenkabine liegende Frau preßten sich unablässig weiße Seifenschaumskulpturen aus Waschbecken und Kloschüssel empor, derweil sporadische Flötentöne erklangen und eine Nasenpartie auf Video in einem unregelmäßigen Rhythmus Atemgeräusche absonderte.
13. Ereignis (Do., 04. Juli 1996)
Die freundliche INGOLD-AIRLINES-Crew bewirtete alle wartenden Gäste an den Fenstern der Aussichtsetage mit Snacks und Erfrischungen. Gegen 22.30 Uhr ertönte vom Schulhof her Flughafenlärm, Turbinengeräusche, die grünen und roten Startbahn-Positionsleuchten aus bengalischem Feuer und großen Feuerrädern wurden gezündet – und der IA-Jet startete und stieg auf in den Luftraum.