Matthias Schamp – Semiotik des Windlochs I
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Fotos: Claudia Heinrich
radikal transzendent
Semiotik des Windlochs in Theorie- und Praxisfeldern [Politik]
Am 21. Mai 2003 startete Matthias Schamp für den Westfälischen Kunstverein im Rahmen der Ausstellung STREIK die weltweit erste Windloch-Demonstration. In ein Banner, das von den Demonstranten durch Münster getragen wurde, war für jeden ersichtlich die zentrale Botschaft eingeschrieben – in Form dreier Windlöcher. Zur Radikalisierung der Öffentlichkeit hinsichtlich der Windloch-Frage trugen Flugblätter bei. Der Demonstration vorangegangen war eine Windloch-Mahnwache vorm Westfälischen Landesmuseum. Als Abschluß gab es eine Windloch-Kundgebung auf dem Domplatz. Danach wurden die Demo-Utensilien im Kunstverein ausgestellt.
Erstveröffentlichung in:

STREIKzeitung
Westfälischer Kunstverein, Münster 2003

"Windlöcher sind die von den Demonstranten in ihre Transparente ­geschnittenen Öffnungen (in Form von Schlitzen, Klappen, Löchern), die überhaupt erst eine Handhabung dieser Demo-Utensilien vor allem bei starkem Wind und ab einer gewissen Größe der Stoffbahnen ermöglichen." (…)

"Im Windloch kommt das Transparent zu sich. Hier kann es sich von den Erschöpfungszuständen erholen, die es mit sich bringt, etwas anderes zu sein als das in der Wortbedeutung Festgelegte, nämlich: transparent = durchsichtig." (…)

"Wenn man die Buchstaben und Textzeichen als Figuren ansieht und das Stück Stoff, auf den diese aufgetragen wurden, als Grund, so muß man in der Gebärde der messer- bzw. schereführenden Hand, mittels der in die Stoffbahn das Windloch geschnitten wird, das Bestreben erkennen, durch diesen Grund hindurch zu tiefergehenden Begrün­dungen vorzustoßen." (…)

"Die Form von Praxis, zu der das Windloch durch Herab­setzung des Luftwiderstands ganz direkt beiträgt, ist das Tragen des Transparents. Daraus folgt: Der Praxisbezug des Windlochs ist unmittelbar und elementar. Dies hat es seinen Zeichenbrüdern und -schwestern, den auf das Transparent gepinselten und zu Parolen zusammen­geschlos­senen Buchstaben, voraus. Denn sosehr deren appellativer Charakter auch ein Hineinwirken ins praktische, tätige Leben einfordert, sosehr hapert es oft genug an der Durchsetzung, wenn die Botschaften im Zustand bloßer Wünsche verharren." (…)

KOMPLETTER TEXT ALS PDF (zwei Seiten)

weitere Veröffentlichung in:
Realitätsunterstützende Maßnahmen
Katalog zur Schamp-Ausstellung
in der Galerie der Wassermühle Trittau
Hg. Kulturstiftung Stormarn
der Kreissparkasse Holstein 2007